In.ToTheWild Dinner


Ab in die Wildnis, das kann man mal machen - auch bei regnerischem Wetter. Vor allem, wenn dort kulinarische Köstlichkeiten auf einen warten! Gegrillt, gekocht und gegart auf einem Holzfeuer, zubereitet mit viel Liebe und serviert mit dem Auge für's schöne Detail. Mit Heißhunger im Bauch geht es für uns an einem Samstagabend entlang des Isartals Richtung Süden. Dann biegen wir in Schäftlarn zum Kloster ab, überqueren die Isar und folgen dem Kanal. Luftballons am Wegesrand kündigen das Ende der Autofahrt an. Dort parken wir und laufen einen Kiesweg lang, der bald zu einem schmalen Waldpfad wird. Ein beleuchtetes „Servus“ weist die Richtung. . .

Schon nach wenigen Minuten lichtet sich das Dunkelgrün des Waldes und öffnet sich zu einer Lichtung. Eigeladen hat uns Alexander Heitkamp, ein Münchner mit Sinn für gutes Essen und mit einer Idee: in monatlichen Abständen will er ein Insider-Dinner im Wald veranstalten. Ein Experiment, das bestenfalls eine neue und ungewöhnliche Eventlocation im Wald nach sich ziehen soll. Wir sind gespannt. Und haben Hunger...

Koch und Organisator Alex, der mit Lederhose, schwarzer Kochschürze und Taucherbrille bekleidete, steht neben einem lodernden Feuer und begrüßt uns mit festem Händedruck und einem Lächen. Eine Hütte steht auf der Lichtung, auf dessen Terrasse ein Gitarrist sitzt und die abendliche Stimmung mit seinem Spiel bereichert. Zur Stimmung passend, bekommen wir einen „Wild Tonic“ in die Hand gedrückt, eine Variation des Gin Tonic, geschmacklich und optisch mit Beeren und Kräutern verschönert. Vor der Terrasse fällt der Hang leicht ab, unten kann man die Isar erahnen. Hinter der Hütte steht ein länglicher Tisch, von Alex und seinen Freunden selbst zusammengezimmert, mit Beeren und Kräutern geschmückt und stilvoll eingedeckt mit allem, was man zum Essen braucht. Drum herum bieten Stühle und Bänke Platz für bis zu 18 Personen. Ein darüber platzierter Pavillion bietet Schutz vor der heute leider nicht so liebevollen Witterung.

Während sich die Dämmerung über den Wald legt, begibt sich die Abendgesellschaft, bunt zusammengewürfelt aus Leuten, die sich bisher nicht kannten, nach und nach an den Tisch. Die Gespräche verstummen kurz, als Alex den ersten Gang ankündigt - „Planken-Lachs“, Lachs auf Holzbalken über dem Feuer gegrillt, auf Mango-Quinoa-Salat. Für die Vegetarier gibt es dieselbe Grundlage, bestückt mit gegrillter Melanzani. Die Gäste machen sich hungrig über die Köstlichkeiten her, die noch besser schmecken als sie klingen, während Alex, voll in Action, den Zwischengang bereitet: handgemachte Birnen-Ravioli mit Zitronen-Kräuterbutter, über dem Feuer zerlassen. Die Ravioli schmelzen förmlich auf der Zunge, man würde sich am liebsten reinlegen. Und die Weine kommen gut an, ausgesuchte Rot- und Weißweine, ebenso wie das eisgekühlte Craftbier.

Es ist das Beste aus zwei Welten, das hier zusammenkommt: Geschichten über Wildschweine, die hier manchmal vorbeischauen und den Fuchsbau, der sich unterhalb der Hütte befindet, machen die Runde. Das Feuer knistert, und rundherum ist dunkler, tiefer Wald. Man fühlt sich ein bisschen zurückgesetzt in die eigene Jugend - Lagerfeuerabende, Abenteuer. Nur das Essen würde man in einer solchen Umgebung nicht erwarten. Der dritte Gang besteht aus Hanging Tender mit Jus, für die Veggies Kartoffelschnitzel, dazu gibt es Spinatknödel und geschmorte Kirschtomaten. So gut hat man in der Jugend selten gespeist.

Doch Alex gibt weiter Gas am Lagerfeuer, mit Messer und Spies bewaffnet, denn das Ende des heutigen kulinarischen Weges wartet. Es besteht aus süssen Arancini mit Zwetschgenröstern aus dem eigenen Garten, dazu gibt es einen belebenden Espresso. Doch zum Glück markiert das Ende des Gaumenschmauses noch lange nicht das Ende des Abends. Denn Fabian Mägel, der Gitarrist, der vorhin auf der Terrasse spielte, ist nun selber gestärkt durch das fulminante Mahl. Er gibt mit zart-rauchiger Stimme all die Lieder zum Besten, die ihm und den Gästen so einfallen. Und so sitzen bis dato fremde Menschen noch bis lang in die Nacht mitten im Wald zusammen, ganz ohne die Hektik des Stadtlebens, führen angeregte Gespräche, lauschen handgemachter Musik und spüren diesem unwahrscheinlichen, schönen, köstlichen Abend nach.